Wenn der letzte Kiosk weg ist …




Kürzlich, bei „Peter Tschtentscher LIVE“ in Harburg kam ich ins Gespräch mit einem Herrn aus Marmstorf, der sich sehr traurig zeigte, dass der Kiosk am Langenbeker Weg/Ecke Frankenberg nunmehr geschlossen ist. Das sei sehr schade, so mein Gesprächspartner, weil in weitem Umfeld jetzt gar nichts mehr da sei, von man noch schnell ein paar Erledigungen oder Einkäufe machen könnte, gerade für vielleicht nicht mehr so mobile Menschen z.B. aus der Seniorenwohnanlage am Frankenberg.
Ich erinnere mich noch gut, dass es an besagter Ecke einmal eine ganze Reihe von Geschäften gab: Einen Kiosk, eine Fahrschule, einen Friseur, einen Blumenladen, eine Tankstelle (bzw. später ein Gebrauchtwarenhändler) und etwas weiter rauf Richtung Jägerfeld sogar eine Edeka-Filiale. Davon ist heute nur ein Steuerberater und eine Fußpflege übrig. Nichts gegen Fußpflege und Steuerberater! Nahversorung stelle ich mir allerdings anders vor. Edeka ging als erstes, die Schließung dieses Geschäftes legt schon Jahrzehnte zurück. Dann folgte der Blumenladen usw. Sukzessive ist die Lage im östlichen Marmstorf damit immer schlechter geworden.
Aus diesen ehemaligen Einzelhandelsflächen wurden in der Regel Wohnungen. Das ist auch nicht verkehrt: Natürlich brauchen wir dringend Wohnraum. Neben Kitas, Schulen, Naherholungsflächen u.v.m. gehören aber auch Flächen für die schnelle Nahversorgung vor Ort zu einer gesunden und lebenswerten Quartiersentwicklung. Da muss zweierlei zusammenkommen: Es bedarf eines Händlers, der bereit ist, so ein Geschäft zu betreiben und es bedarf einer geeigneten Fläche. Da liegt der Hase im Pfeffer, denn in weitem Umkreis gibt es nur wenige Bereiche, die nicht als „reines Wohngebiet“ im Bebauungsplan deklariert sind und in denen somit Geschäfte überhaupt zulässig wären.
Wenn jene wenigen Flächen, die als „allgemeines Wohngebiet“ deklariert sind und in denen ein wenig Einzelhandel u.ä. zulässig ist, nicht mehr der Nahversorgung zur Verfügung stehen, ist das ganz sicher nicht im Sinne des Erfinders.
Natürlich kann die Bezirkspolitik keine Kioske u.ä. „anordnen“. Wir können aber sehr wohl darauf achten, dass bei Neu- und Umbauten, sofern die Bezirksversammlung durch Befreiungen o.ä. am Planungsprozess beteiligt ist, entsprechende Flächen entstehen oder erhalten bleiben und wir können die oft uralten Bebauungspläne kritisch hinterfragen und anpassen. Dafür werde ich mich einsetzen.